Hellwach!

Eine wache Geisteshaltung und Meditation im selben Atemzug zu nennen, erscheint selbstverständlich.
Dennoch hat Wachheit in der Meditation etwas Besonderes, das sich vom alltäglich empfundenen Wachsein unterscheidet.

Quelle: Brigitte Elsner, lizenzfreie Bilder auf unsplash.com

Das alltäglich empfundene Wachsein nimmt einerseits bewusste Gedankenprozesse wahr und andererseits über die Sinne aufgenommene Reize und ihre Reaktionen darauf.
Alltägliche Wachheit spielt sich auf einer oberflächlichen, identifizierenden Ebene ab: „Ich denke, ich spüre…“

Meditative Wachheit nimmt selbstverständlich auch bewusste Gedankenprozesse und sinnliche Reize wahr, zusätzlich aber auch solche im Hintergrund subtil agierenden Gedankenbewegungen, deren Inhalt nicht unbedingt erkennbar ist und auch keiner Aufmerksamkeit bedürfen und nicht als störend empfunden werden.

Die Besonderheit an meditativer Wachheit, ist, dass bereits ab der ersten und zweiten Vertiefungsstufe die Identifikation mit Gedanken und Reizen allmählich schwindet: „Es denkt…“ oder „Da ist ein Gedanke, ein Gefühl“.

Diese Wachheit spielt sich also auf einer tieferen Ebene des Bewusstseins ab, auf der eine sehr klare Wahrnehmung herrscht und Gedanken und Reize aus der nicht identifizierenden Beobachterperspektive wahrgenommen werden, wodurch die gewöhnlich affektiven Reaktionen ausbleiben. Daraus ergibt sich ein gelassenerer und gleichmütigerer Umgang, weil ich in diesen Momenten erkenne, dass ich nicht mit meinen Gedanken identisch bin. In diesen Momenten habe ich eine Wahl, ob ich reagiere oder nicht.

Meditative Wachheit hat also einen großen, positiven Einfluss auf die Art, wie ich mit mir selbst und meiner Umgebung umgehe.

In der Meditationspraxis, die ich gerne als Trockenübungen bezeichne, um dadurch Nutzen für meinen Alltag zu entwickeln, lerne ich, in die Tiefe meines Geistes zu schauen und zu spüren und auch sehr subtile Gedanken- und Gefühlsbewegungen wahrzunehmen. Dieser Fähigkeit begegne ich dann im Alltag und kann sie dadurch nutzen, dass ich mich nicht mehr mit meinen Gedanken identifiziere. Das ist meditative Wachheit.