Konzentration und Meditation

Konzentration wird sehr oft in Zusammenhang mit Meditation erwähnt.
Es besteht also eine Nähe zwischen beiden Geistesformationen, die man aber nicht verwechseln oder gar gleichsetzen darf.

Was ist überhaupt Konzentration?
Sie beschreibt die punktgenaue Fokussierung auf ein Objekt oder einen Prozess. Dabei werden umgebende Objekte oder Prozesse ausgeblendet.
Ich muss mich sehr konzentrieren, wenn ich den Faden in die Öse einer Nadel einfädeln will.

Richard Lee, lizenzfreie Bilder auf unsplash.com

Was ist demgegenüber Meditation?
Sie ist eine nach allen Seiten offene, nicht identifizierte, sondern bewertungsfrei und achtsam beobachtende innere Geisteshaltung.
Man kann daher sagen, dass Meditation eine auf Konzentration folgende, vollkommene und entspannte Wachheit und Weite des Geistes ist.

Meditation ist nur möglich, wenn der Geist darauf vorbereitet wird. Diese Vorbereitung „erzwingen“ wir zunächst durch die Konzentration auf ein zuvor gewähltes Objekt oder einen Prozess, um den Geist zur Ruhe zu bringen, damit er nicht mehr umherspringt.
Gewöhnlich wechselt der Geist von einem zum anderen Objekt, er vergleicht und sortiert, schlussfolgert und bewertet. Kurzum beschäftigt er sich zu einem Großteil mit sich selbst und kommt dabei nicht zu der Ruhe, die wir aber für die Erfahrung der Meditation unbedingt brauchen.

Sich konzentrieren zu können, ist in unserer umtriebigen Welt voller Reize für viele Menschen nicht einfach. Es muss daher geübt werden, indem jede gedankliche Ablenkung wahrgenommen und durch Benennen oder Etikettieren abgefangen und zur Konzentration zurückgebracht wird.
Es ist insbesondere für Anfänger der Meditationspraxis notwendig Konzentration zu entwickeln. Ohne die Fähigkeit zur Konzentration gibt es keine Meditation.

Gelingt meine Konzentration auf das gewählte Objekt, ist mein Geist daran gebunden, anstatt sich – wie sonst – auf eine unkontrollierte gedankliche Wanderschaft zu begeben.
Der Gedankenfluss beruhigt sich zusehends. Dies wird als Leere wahrgenommen, als ein sehr angenehmes und für diejenigen, die es das erste Mal erleben, als ein ungewohntes Nichts ohne Zeit.
Es passiert dann sehr schnell, dass der Geist durch dieses neue Erlebnis ins Staunen und Nachdenken verfällt. Darauf muss man vorbereitet sein und in diesem Fall den aufkommenden Gedankenimpuls im Stillen benennen, eben so, wie gedankliche Ausbrüche des Geistes aus der Konzentration abgefangen werden.

Immer wieder den Geist durch Konzentration zur Ruhe zu bringen. Das ist die Methode der „Ruhemeditation“, die unter dem Begriff „Samatha“ bekannt ist.
Immer wieder durch erhöhte Achtsamkeit und Wachheit erkennen, wenn der Geist aus der Ruhe ausbricht. Das ist das Erkennen, was in mir gerade passiert. Das ist die Methode der „Einsichtsmeditation“, die unter dem Begriff „Vipassana“ bekannt ist.

Konzentration ist also ein Hilfsmittel für Ruhe, um klares Erkennen mit Einsicht möglich zu machen und mit zunehmender Übung der Meditation näher zu kommen.

Konzentration und Einsicht liegen während der Übung nah beieinander und ereignen sich gefühlt fast zeitgleich, sind aber getrennte Prozesse.