Einer meiner Lehrer, Osho, sagte mal, Meditation sei unser natürlichster Zustand.

Als er das damals in den 1980er-Jahren verkündete, fragte ich mich, wie weit ich von meiner Natürlichkeit abgekommen sein musste, weil Meditation mir so schwer fiel.
Mittlerweile weiß ich, dass es nicht in die Meditation führt, wenn man versucht sie mit viel Wissen und raffinierten Methoden herbei zu zaubern.
Anleitungen und Regeln für die Meditationspraxis haben durchaus ihren Sinn, aber sie dienen vor allem dazu eine Meditations-Methode gut ausführen zu können.

„Methoden sind Methoden und bleiben Methoden. Sie sind nie die Meditation selbst!“
Ayya Khma, Nonne der buddhistischen Theraveda-Tradition
Wenn ich eine Methode exakt ausführen kann, bin ich zwar ein disziplinierter Schüler, der Regeln befolgt, aber die Anstrengung konzentriert sich dabei vor allem im Kopf.

„Wird mit dem Gehirn konzentriert, treten Hitzegefühle und sogar Kopfschmerzen auf. Konzentration muss im Herzen erfolgen, das kühl und erfrischend ist. Entspannen Sie sich und Ihre Meditation wird einfach sein. Halten Sie Ihren Geist ruhig, indem Sie alle eindringenden Gedanken sanft abwehren – aber ohne Anstrengung – bald werden Sie Erfolg haben.“
Sri Ramana Maharshi
Es ist die gleiche Herangehensweise, die ich von Eltern, Lehrern und Gesellschaft im Allgemeinen gelernt hatte:
Regeln befolgen und vorgegebene Methoden gut ausführen.
Bei der Meditation führt dieses Prinzip nicht zum Erfolg.
Meditation berührt die kreative, freiheitlich orientierte Seite in uns. Sie lässt sich nicht in ein Korsett einzwängen und ist immer frisch und neu in jedem Moment.
Methoden, die nicht zu komplexen Denkvorgängen anregen – und das berücksichtigen zum Glück die meisten Methoden – beschäftigen den Geist mit Dingen, die seine Aktivität und Umtriebigkeit eingrenzen und damit eine Voraussetzung für eine meditative Erfahrung vorbereiten. Zusätzlich entsteht mit der konsequenten Übung einer speziellen Methode eine Gewohnheit, mit der ich im Fall der meditativen Erfahrung immer wieder zum Eintritt in die Meditation finden kann.
Ein Fehler, der sehr häufig gemacht wird, ist, während der Übung an der Methode „kleben“ zu bleiben. Dies geschieht dadurch, dass man an der Methode Halt zu finden sucht und ohne die Methode nicht weiß, wie es weiter geht.
Etwas übertrieben formuliert, ist eine Methode ein notwendiger Ballast, der zwar Voraussetzungen für die Meditation schafft, den man aber im richtigen Moment abwerfen muss, sonst dreht man sich im Kreis.
Die zugrundeliegende innere Einstellung zu Meditation, zu der uns eine Methode führen kann, ist die Einsicht, dass Meditation lediglich auf Entspannung, Loslassen und Schauen beruht. Dahin kann mich eine Methode führen, sofern ich nicht an ihr „kleben“ bleibe, sondern mich sehr wachsam auf die mit der Zeit aufkommende Entspannung einlasse und mich selbst vertrauensvoll loslasse und als entspannter Beobachter zuschaue, ohne damit Wollen oder Nichtwollen zu verbinden.
Der entspannte Beobachter ist der, welcher auf Geistesformationen wie Gedanken, Gefühle oder Emotionen nicht aus der Sicht eines „Ich“ reagiert, sondern sie neutral und unbewertet einfach nicht-identifiziert wahrnimmt.
Sich-selbst-loslassen bedeutet, den Kampf aufzugeben, alles was sich als Gedanke, Gefühl oder Emotion aufdrängen will vollkommen entspannt abgleiten zu lassen und sich ebenso entspannt und wach schauend in immer tiefere Entspannung und Gelöstheit sinken zu lassen.
Dafür braucht es keine Methode mehr.
Für ambitionierte Meditierende, die beharrlich auf die Regeln der Methode vertrauen, mag das zu einfach klingen. Warum sollte man Kurse und Seminare besuchen, um straff geregelte Methoden zu lernen wenn es doch nur um Entspannung, Loslassen und Schauen geht?
Kurse und Seminare vermitteln, wenn sie gut strukturiert sind, zunächst einmal sowohl grundlegende Fakten und Hinweise, als auch Affirmationen und Motivation, die eine langfristige Praxis gelingen lassen.
Zu den Fakten und Hinweisen für Meditierende gehört, Disziplin, Willenskraft und Geduld als unbedingt notwendige Eigenschaften zu entwickeln und zu stärken und sich dafür zu motivieren. Ohne diese Eigenschaften geht es nie!
Mit der Entwicklung und Stärkung dieser Eigenschaften sollte aber das Budget an Regelwerk schon erfüllt sein. Es ist die einfache und solide Grundausstattung, die zum Erfolg führt.