Gedanken erkennen…

Es erscheint doch als sehr trivial, sich dem Erkennen von Gedanken zu widmen. Schließlich erkenne ich einen Gedanken augenblicklich, wenn ich mit seinem Inhalt befasst bin.

Hier betrachte ich das Erkennen von Gedanken aus dem Blickwinkel der Meditation.

Wenn ich nach ausreichender Übung meditative Momente erlebe, bin ich mir bewusst, dass Meditation nichts Anderes ist, als ein entspanntes inneres Fühlen und Schauen, in dem Geschichten und Bilder keinen Platz mehr beanspruchen. Es ist das allumfassende Sein an genau diesem Ort in exakt diesem Moment, das die Wahrnehmung vollkommen ausfüllt.

In einem solchen klar als Stille und Reinheit erfahrenen Seinsmoment, wird jede geistige Bewegung sofort als fremdartige Erscheinung aus dem Nichts erlebt. Es ist wie ein Besucher, der plötzlich den stillen Raum betritt. Dieses plötzliche Auftauchen unterscheidet sich deutlich von meinem intensiv erfahrenen Seinsmoment der vollkommenen Stille. Ich erlebe also in diesem Moment gleichzeitig Stille und die sich davon unterscheidende und plötzlich aufkommende Bewegung. Hier möchte ich sie als fremdartige, geistige „Verschmutzung“ bezeichnen.

„Verschmutzung“ ist gar nicht abwertend gemeint. Sie soll nur die klar empfundene Unterscheidung zwischen stiller und reiner Seinswahrnehmung und dem Eindringen fremdartiger, geistiger Bewegungen verdeutlichen. Dieses Aufkommen und Eindringen kann mir in diesem Moment vollkommen bewusst machen, dass ich damit nicht im Geringsten identifiziert bin.

Mit diesem Moment der Bewusstwerdung ist das Erkennen von Gedanken gemeint.

Natürlich werde ich mich an meine noch lebendige Seinserfahrung erinnern und zu ihr zurückkehren und wahrnehmen, wie der Gedanke verblasst und die Stille wieder meinen gesamten inneren Raum einnimmt.