Freiheit vom Denken

Wenn ich von der Freiheit vom Denken schreibe, könnte darauf die Interpretation folgen, dass Denken etwas Schlechtes sei.
Ich kann froh sein, dass ich denken kann. Keinen einzigen Satz könnte ich hier ohne Denken verfassen.

Aber hier geht es nicht um willentliches, zielführendes Denken, das mich auch jetzt dazu befähigt diesen Beitrag zu schreiben.

Es geht hier um die unkontrollierte Form des Denkens, die mir gewöhnlich ungerufene Gedankenströme präsentiert, die sich inhaltlich von freundlich beglückend bis bedrohlich beängstigend darstellen können und mir inhaltliche Realität über mich und die Welt vorgaukeln.

Die Neurowissenschaft bezeichnet diese unwillkürlichen Gedankenbewegungen als natürliche Funktion des Default-Mode-Networks unseres Gehirns. Unser Gehirn beschäftigt sich mit sich selbst, wenn wir uns entspannen und gerade keine wichtigen Aufgaben zu lösen sind, die zielführendes Denken erfordern.

Besonders Meditierende kennen die Aktivität des Default-Mode-Networks sehr gut!
Je geübter man als Meditierender wird, desto schneller und einfacher gelingt es, diesen unwillkürlichen Gedankenstrom zu beruhigen.

Dazu werden einem im Alltag oft ähnliche Gedankenschleifen bewusst, die bei beliebigen Themen auftauchen. Unser Gehirn kommentiert analog zu vergleichbaren Erinnerungen und projiziert daraus eine Vorausschau auf mögliche Zukunftsszenarien.

Freiheit vom Denken gibt es nur, wenn seine tiefe Bedeutung vollkommen verstanden wurde.“
(Jiddu Krishnamurti)

Das zu erkennen und sich klar bewusst zu sein, was gerade in mir geschieht, ist eine meditative Erfahrung. In diesem Fall ist es Vipassana, die eine Richtung, als Einsicht in sich selbst, in die Meditation gehen kann.

Und natürlich – diese Einsicht zu gewinnen, setzt ein gewisses Maß an innerer Ruhe voraus, die es ermöglicht, nicht vollkommen vom Gedankenstrom vereinnahmt zu sein. Wir treten einen Schritt aus uns selbst heraus und nehmen für diese Momente eine beobachtende Perspektive ein. Wir haben Einsicht in die Funktionsweise des Geistes.

In diesen Momenten des bewussten Seins löst sich die Identifikation mit einem sonst sich verselbständigenden Muster auf.
Es ist ein markanter Schritt auf dem Weg zur Freiheit vom Denken.

Yeshi Papamojo
Author: Yeshi Papamojo



Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: