Den Geist disziplinieren

Disziplin hat mit Strenge zu tun. Sie lässt nur bedingt Kompromisse zu. Trotz der Härte, die in der Bedeutung von Disziplin mitschwingt, gesteht man ihr gewöhnlich eine sehr förderliche Eigenschaft zu. Sie bündelt Kräfte.

Disziplin hat untrennbar auch mit Meditation zu tun! Dass es so ist, stelle ich des Öfteren bei meinen täglichen Übungen fest, die mitunter zur Herausforderung für meine geistigen Fähigkeiten werden. Disziplin fordert die Bereitschaft zur Selbstprüfung der eigenen Fähigkeiten ein, getroffene Entscheidungen umsetzen zu können.

Wer sich ein wenig mit Meditation beschäftigt hat, sich aber der Praxis vielleicht noch nicht vollkommen verschrieben hat, hat zumindest mitbekommen, dass die Verbindung aus Disziplin und Entspannung ein grundsätzliches Konzept für die Meditationspraxis ist. Das klingt ja auch sehr gut. Besonders Entspannung fühlt sich angenehm an und macht es möglich Belastendes und Unnötiges loszulassen, sich zu befreien und damit das eigene Lebensgefühl zu verbessern. Das ist ein hauptsächlicher Grund, warum Menschen überhaupt mit Meditation beginnen.

Disziplin hört sich nicht entspannend an. Sie fordert.

Die Disziplin beginnt damit, den Entschluss zur Meditation überhaupt erst einmal umzusetzen und dann eine Zeitvorgabe für die Dauer einer Meditationsübung festzulegen, an die man sich selbst gegenüber zu halten verpflichtet. Meine täglichen Übungszeiten erstrecken sich zur Zeit über 40 Minuten, während derer ich still sitze und die klassische Methode der Atembetrachtung übe, die meinen Geist zur Ruhe bringt und mich in die Meditation führt.

Es gibt Tage, an denen mein Geist quirlig ist und es fällt mir schwer die Konzentration auf dem Atem zu halten. Immer wieder muss ich meine Aufmerksamkeit auf die Achtsamkeit auf meinen Atem zurück bringen.

Dabei erinnere ich mich an die Weisungen meiner Lehrer, mich in Willensstärke und Geduld zu üben, denn diese Eigenschaften sind unentbehrliche Werkzeuge für die Geistesschulung, für welche die Meditation den Übungsrahmen darstellt.
Man weiß, dass Willenskraft und Geduld insbesondere im Zen wichtige Bestandteile der Praxis sind, um Entschlossenheit und geistige Stärke hervor zu bringen. Es sind die Früchte, die wir auf dem Weg zur Meisterschaft zur Reife bringen.

Geistesschulung als Synonym für Meditation, nutzt die Disziplin zur Entwicklung von Willenskraft und Geduld, um den Geist dahingehend zu disziplinieren, dass er für mich eine Quelle der Kraft zur Erreichung meiner Ziele und Entscheidungen wird, anstatt mich mit seinen alltäglichen Launen und seiner kindlichen Sprunghaftigkeit ziellos umherirren zu lassen.

Wenn es gelingt, meinen Geist durch konsequentes Üben zu einem loyalen Diener zu entwickeln, dann gelingt es auch, ihn zur Ruhe zu bringen, von der aus meine Wahrnehmung in seine Tiefe vordringen kann, in der ich vollkommene Klarheit finden kann, die mir den Blick auf die uns allen innewohnende Weisheit freigibt, die nichts Anderes bedeutet, als die Dinge akzeptierend als das zu erkennen, was sie wirklich sind.
Dies ist das letztendliche Ziel der Übung, bei der Entspannung und Stressreduktion als anfängliche Nebeneffekte auftreten.

Gewiss, nicht jeder Mensch verfolgt das hehre Ziel der vollkommenen Klarheit durch Schulung des Geistes. Vielfach ist man schon mit ein wenig Entspannung zufrieden und das ist auch gut so, wenn man gar nicht mehr will.

Yeshi Papamojo
Author: Yeshi Papamojo



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