Rupa Jhanas

Wer sich innere Ruhe und Frieden wünscht, wird irgendwann wahrscheinlich einmal daran denken Meditation auszuprobieren.

Das klingt ja alles ganz toll, exotisch und mystisch.
Die initiale Begeisterung wird bei vielen allerdings schnell ausgebremst, weil der Geist – um den es dabei maßgeblich geht – einfach nicht das machen will, was man sich so vorgestellt hat. Der spaziert lustig von einem Gedanken zum nächsten und erzählt Geschichten und hat die tollsten Ideen, um sich abzulenken. Eine Teilnehmerin erzählte mir mal, dass ihr Geist während unserer Meditationssitzung die Einkaufsliste für die gesamte Woche zusammengestellt hatte. Von der Konzentration auf den Atem keine Spur.
Ein untrainierter Geist ist wie ein junger Hund, der lebenslustig seine Umgebung erkundet und seinen Besitzer mitunter zur Verzweiflung bringt.

Ja, es geht um Konzentration, was vielen Menschen ungeheuer schwer fällt. Eigentlich kein wirkliches Wunder, wenn man sich daran erinnert, wie viel Ablenkung und Reizüberflutung unsere Welt doch zu bieten hat.

Konzentration und Meditation?
Schließt sich das nicht aus? Stimmt, es ist nicht das Selbe. Konzentration ist ein Hilfsmittel, das behilflich ist, in die Meditation hinein zu finden.
Vielleicht ist der Vergleich mit dem jungen Hund ganz passend, den man an die Leine nimmt, damit er da bleibt. Die Leine steht für die Konzentration auf das Meditationsobjekt. Das kann die Bewegung des Atems sein oder die Bewegung des Körpers bei aktiven Methoden oder einfach Körperempfindungen, auf die man sich konzentriert. Hauptsache ist, dass der Geist nicht auf Wanderschaft geht.

Kommen wir mal zum Titel dieses Beitrags

Rupa Jhanas sind die ersten vier meditativen Vertiefungen. Rupa ist ein Pali-Wort und bedeutet Körper. Jhanas sind die Vertiefungen oder Versenkungen.
Die Rupa Jhanas sind die ersten vier Stufen, in denen der Körper emotional und sensorisch für die meditative Erfahrung noch eine Rolle spielt.
Insgesamt gibt es acht Stufen, in denen der Geist von der ersten bis zur achten immer feinstofflicher und subtiler wird. Im Verlauf klärt sich das Bewusstsein von Gedanken, es wird ruhiger, reiner und zeitloser. Es vermittelt das Erleben von Hier und Jetzt, um es mal ganz plakativ auszudrücken.

Die erste Stufe ist überhaupt erst der Eintritt in die Meditation. Vorher ist alles nur Konzentration auf die Methode.

Bis zum Eintritt in die erste Stufe findet noch keine Meditation statt.
Dass man die erste Stufe erlangt, merkt man daran, dass sich ein wunderschönes, entzückendes Körpergefühl einstellt. Dafür gibt es auch ein Pali-Wort: Piti. Es bedeutet Entzücken oder auch Interesse.
Die Übersetzung mit Interesse finde ich dabei besonders treffend, weil ab hier wirklich ein Interesse an der Meditation geweckt wird, was wissenschaftlich begründet an der Dopamin- und Noradrenalin-Ausschüttung liegt. Es entschädigt für die Mühen des Konzentrierens und Trainierens des Geistes und es vermittelt die Gewissheit für eine wunderbare Reise zu den Potentialen menschlichen Geistes.

Die zweite Stufe bringt die Freude

Freude ist eine Emotion, die normalerweise von Bedingungen abhängig gemacht wird. In dieser Phase der Meditation braucht es keinen Grund, um Freude zu empfinden. Sie geschieht einfach bedingungslos.
Hier werden Entspannungszustände tiefer und gehen über die rein körperliche Entspannung hinaus. Der Unterschied zu Entspannungstechniken wird hierbei deutlich. Auch Unternehmungsgeist, Klarheit und Frische verstärken sich.

Die dritte Stufe bringt tiefste Zufriedenheit

Wenn die ersten beiden Stufen noch eine gewisse Erregtheit in sich haben, tritt diese nun in den Hintergrund und führt in ein Gefühl tiefster Zufriedenheit. Dies wird möglich, weil der Geist sein natürliches Sehnen nach Freude befriedigen konnte und nun loslassen, sich entspannen und zufrieden sein kann.
Durch verringerte äußere Reize in dieser sehr stillen Phase sucht das Unbewusste nach Orientierung und Sinn. Dabei können Illusionen, wie Lichtpunkte, Farben und Formen vor dem inneren Auge entstehen, die aber keine Bedeutung haben.

Die vierte Stufe bringt die Stille

In der vierten Stufe haben Körpergefühl, Freude und Zufriedenheit keine Bedeutung mehr. Hier breitet sich eine tiefe, wunschlose Stille aus, für die es weder Grund noch Ursache gibt. Es ist die Vertiefung von Zufriedenheit, in der nur noch schemenhaft Gedankenformen auftauchen können, die aber bezugslos sind.