Ebenso wie Konzentration, ist auch Willenskraft, sowohl für den Lebensalltag, als auch für die Meditation von Bedeutung.
Ohne Willenskraft wären wir nicht einmal in der Lage morgens aufzustehen. Aber ohne Willenskraft würden wir manche herausfordernden Phasen während der Meditation auch nicht zu Ende führen. Meditation reinigt uns von schlechten Gewohnheiten, aber alles was gewohnt ist will bleiben und um das zu ändern, brauchen wir Willenskraft.
Meditation ist kein Unterhaltungsgeschäft, sondern tiefgehende Geistesschulung, für die wir sehr dankbar sein werden.
Frieden wollen ja wahrscheinlich alle, oder? Sicher sogar Rambo, der zufrieden ist, wenn er alle seine Widersacher bezwungen hat. Oder der Karrierist, der zufrieden ist, wenn er sich gegen alle anderen an die Spitze hoch gekämpft hat.
Leicht zu erkennen, dass es mit Bedingungen zu tun hat: „Erst wenn ich dies oder das erreicht habe, werde ich Frieden finden…“ Und wenn ich es erreicht habe, bleibt es dann für immer bei mir? Oder muss ich um den Erhalt kämpfen, mich sorgen und bangen? Fühlt sich nicht so friedlich an.
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Am Anfang ist da natürlich ein Wunsch, der erfüllt werden will und ein Bedürfnis, das befriedigt werden will. Und da sind Hindernisse, die überwunden werden müssen.
Sieht fast so aus, als ob Frieden nur durch Kampf entstehen kann und nur mit Zwang erhalten werden kann. Fühlt sich seltsam paradox an.
Könnte man z.B. den Buddha fragen, was Frieden ist und wie man ihn bewerkstelligen kann, dann würde er sagen, dass Frieden nur durch Wunschlosigkeit erreicht werden kann und dass Frieden ein Bewusstseinszustand ist, aber nicht eine Situation, die ich in der Welt vorfinden kann. Diese Frage wurde ihm sogar gestellt und er hatte sie genau so beantwortet. Typisch weiser Erleuchteter. Nicht von dieser Welt, oder? Schließlich ist es doch vollkommen natürlich Wünsche zu haben und wo wären wir als Menschheit, wenn wir auf alle unsere Wünsche verzichtet hätten?
Was sind denn überhaupt Wünsche? Ist das die Idee, dass da etwas fehlt, was ich haben muss und auf der anderen Seite etwas ist, das weg muss? Wenn ich das Eine bekomme und und behalten kann und das Andere weg ist und weg bleibt, ist mein Wunsch erfüllt. Basta! Niemand wird ernsthaft glauben, dass das so einfach ist. Der Alltag beweist, dass es nicht funktioniert.
Was aber dann? Wie komme ich nun zu dieser Wunschlosigkeit, die mir den Frieden verspricht? Jeder wird wissen, dass Frieden mit einem selbst zu tun hat und nicht von äußeren Bedingungen abhängt und es könnte geradezu überflüssig sein, darüber zu schreiben. Warum aber kümmert man sich dann nicht darum, den Blick von den Bedingungen weg zu nehmen und sich sich auf diese Bewusstseinsebene zu begeben, auf der Frieden zu finden ist?
Ist nicht so populär an sich selbst zu arbeiten, schlechte Gewohnheiten vorzufinden, Hindernissen und Widerständen zu begegnen und in dieser Zeit auf kurzfristige Ablenkung zu verzichten. Ja, es klingt sarkastisch und vielleicht kann man in meinen Formulierungen auch die Ironie dieser Welt finden.
Wer meine Blogs liest, wird wissen, dass die Meditationspraxis für mich einen enorm hohen Stellenwert hat. Wenn ich mich zur Meditation setze, habe ich den Wunsch, mich auf meine gewählte Methode konzentrieren zu können und dann Meditation erleben zu können. Beißt sich da nicht die Katze in den Schwanz? Meditation soll doch unter Anderem zum inneren Frieden führen und dann beginne ich mit einem Wunsch, der alles verhindert? Wäre ich wunschlos und in innerem Frieden verwurzelt, müsste ich mich nicht zur Meditation setzen und üben. Ich bin entschlossen zu üben und meinen Geist mit der Erfahrung inneren Friedens bekannt zu machen. Das funktioniert nicht immer, aber eben doch öfter und in solchen Momenten bekommt das Wort Frieden eine ganz andere Bedeutung. Dieser Frieden hat kein Gegenteil mehr, wie der äußere Frieden, dessen Gegenteil der Konflikt ist oder gar der Krieg. Das ist wohl so, weil die Erfahrung inneren Friedens nicht dualistisch und gedanklich ist. Darüber kann nicht diskutiert werden. Es ist eine Seinserfahrung, die nicht von Argumenten gestützt oder widerlegt werden kann. Erlebter Frieden ist innere Leere, die als innere Fülle erfahren wird. Er ist nicht dinglich und nicht körperlich. Er ist die innige Verbindung mit dem geistigen Herzen, in dem alles seinen Anfang nimmt, was später in der Welt zu finden sein wird.
Ja, im geistigen Herzen gibt es einen Wunsch. Es ist der sogenannte Herzenswunsch, der grundsätzlich mit reiner Liebe beschrieben werden kann. Der körperlich-materiellen Welt der Gegensätze und Gedanken, liegt dieser Wunsch als vollkommen formlose und tiefste Sehnsucht zugrunde und mein Verstand kann sich nicht anders helfen, als ihn mit Bedingungen zu verknüpfen. Daraus entsteht das Bestreben, sich diesen Wunsch mit den Dingen der Welt erfüllen zu wollen. Die Dinge sind veränderlich, flüchtig und letztendlich vergänglich. Das ist ihre natürliche Eigenschaft. Es ist also töricht, sein Herz daran zu hängen und seinen Herzenswunsch davon abhängig zu machen.
Es kann also nur darum gehen, diesen formlosen Herzenswunsch irgendwann zu erspüren und zu erleben. Ich kann ihn nicht erdenken oder herbei phantasieren oder ihn in Dinge hinein projizieren.
Es braucht Zeit, Mut, Durchhaltevermögen und Willenskraft, den Weg zum eigenen Herzen nach innen zu gehen. Mein Geist ist mir dabei behilflich. Wenn ich mich ihm anvertraue, wird er mich zur Erfahrung von Frieden führen. Es ist letztendlich seine wichtigste Aufgabe und meine letztendliche Bestimmung für mich als Mensch.
Selbstverständlich, nach der Meditation ist die Welt wieder diskursiv, mit Für und Wider, Krieg und Frieden. Was bleibt, ist die Erfahrung an einen Zustand, in dem keine Negativität möglich ist und was entsteht, ist das Loslassen von Argumenten, die draußen dem Frieden auf die Beine helfen sollen. Da draußen ist nichts zu ändern. Gar nichts! Da draußen ist nur das Ergebnis meiner Gedanken zu finden.
Als viel wichtiger als die vielen verschiedenen Methoden, die im Laufe der Zeit entstanden sind, empfinde ich die Einstellung zur Meditation und die klare Einstellung zum gesamten Übungsweg.
Ob aktive Methoden, die man vor allem bei Osho findet oder stille Methoden, die vor allem in der buddhistischen Tradition geübt werden – es sind nur Methoden und sie sind niemals die Meditation. Es sind lediglich Krücken, Hilfsmittel, die dabei helfen, die Erfahrung der Meditation in den Bereich des Möglichen zu bringen.
Im Grunde sind vorgegebene Methoden gar nicht notwendig. Meditation ist ein Geisteszustand oder vielmehr ein Prozess, in den unser Geist auch ohne Methoden finden kann. Aber Methoden sind nun mal sehr hilfreich und erleichtern den Übungsweg. Methoden für die Meditation sind wie Übungen, die man zum Erlernen einer Fertigkeit nutzt. Für viele dürfte es sogar ausgesprochen schwierig sein, ohne Methoden jemals Meditation zu erleben.
Also: Methoden sind, obwohl sie sehr hilfreich sind, sekundär. Schließlich kann man die Methoden im Laufe der Zeit wechseln. Sie sind austauschbar.
Primär wichtig sind die Einstellung zu Meditation und der klar strukturierte Übungsweg, der auf Wiederholung basiert. Was die Einstellung zur Meditation angeht, so ist zu beachten, dass es nicht ohne Geduld und Beharrlichkeit funktionieren wird!
Niemand lernt Meditation von heute auf morgen
Viele sind gewohnt, dass in unserer modernen Welt alles auf Knopfdruck und sofort passieren muss. Nicht bei der Meditation! Unser Nervensystem, mit dem unser Geist kooperiert, ist wie ein Muskel. Auch der muss trainiert werden, wenn er wachsen soll. Man kann auch das Beispiel eines Kindes nehmen, das nicht aus der Wiege aufsteht und sofort losläuft. Es wird erste Versuche machen und lange brauchen, bis die ersten Schritte möglich werden. Das schafft Motivation und Antrieb und die Schritte werden mit der Zeit immer sicherer. Mit der Meditationspraxis ist es nicht anders.
Wenn wir stille Meditationsübungen machen und dabei den Atem als Meditationsobjekt nutzen, wird unser Geist am Anfang immer wieder ausbrechen und sich in Gedanken verlieren. Meditierende kennen diese plappernde Stimme im Kopf. Buddhisten nennen es den Affengeist. Wissenschaftler nennen es die Funktion des Default-Mode-Networks. Das ist vor allem am Anfang ganz natürlich. Das Einzige, was hilft, ist die Achtsamkeit immer wieder und wieder zum Atem zurück zu bringen. Wer sehr ungeduldig ist, wird daran vielleicht verzweifeln und die Praxis aufgeben. Das ist nicht selten.
Willenskraft und Geduld sind gefragt!
Ohne den starken Willen bei der Übung zu bleiben und ohne Geduld mit sich selbst, ist Meditation komplett unmöglich. Wer die Willenskraft aufbringt und Geduld hat, wird Erfolge haben. Das ist das Einzige, was garantiert werden kann. Dabei ist es vollkommen nutzlos, sich mit Methoden abzugeben, die nur unterhaltsam sind und den Geist munter beschäftigen. Auf diese Weise halten wir ihn in der gewohnten Ruhelosigkeit und Ablenkbarkeit, die wir eigentlich loswerden wollen. Meditation ist kein Unterhaltungsprogramm. Es ist ernsthafte Geistesschulung und bringt auch die Dinge ans Tageslicht, die wir bislang immer verdrängt haben.
Ebenso wichtig wie die richtige Einstellung, ist ein klar strukturierter Übungsweg. Unser Geist ist gewissermaßen ein Gewohnheitstier. Er ist lernfähig und willig, aber wir müssen ihm zeigen, was wir von ihm wollen. Das geht nur durch beharrliche und regelmäßige Übung.
Wenn wir regelmäßig üben, wird sich unser Geist immer schneller und bereitwilliger in die geübte Praxis einfinden. Die anfänglichen Schwierigkeiten, die so unüberwindlich erschienen, werden immer seltener und haben kaum noch Gewicht. Am besten geht das, wenn wir regelmäßige feste Meditationszeiten haben, zu denen wir uns verpflichten. Sehr hilfreich ist es dabei, in der Gruppe zu meditieren. So können wir uns gegenseitig anspornen und bei der Stange halten.
Die Wirkung der regelmäßigen Meditationspraxis wird uns erstaunen
Was auf dem Meditationskissen geübt wird, bleibt nicht dort. Die Wirkung unserer Übungen verlassen den Meditationsraum und wir finden sie im Alltag wieder. Es ist also nicht nur so, dass wir mit der Zeit immer besser und schneller in die Meditation finden, sondern wir können feststellen, dass wir mit einem gesammelten Geist im Alltag ruhiger, konzentrierter, bewusster und gleichmütiger werden. Wir können sogar feststellen, dass uns Emotionen, Sorgen und Ängste nicht mehr so schnell fortreißen. Wir ruhen in uns selbst.
Meditation ist eine Lebenseinstellung
Meditationskurse zu besuchen, ist sehr inspirierend und motivierend. Aber was nutzt es, wenn wir alle paar Jahre solch einen Kurs besuchen, aber in der Zeit dazwischen nur der ganz normale Alltag stattfindet? Meditation wird nur reife Früchte tragen, wenn sie einen festen Platz in unserem Leben einnimmt. Natürlich hat das mit Vertrauen zu tun, denn wir müssen darauf vertrauen, dass Meditation große Vorteile für unser Leben hat.
Selbstverständlich wird unser Vertrauen belohnt werden, wenn wir üben und nicht nachlassen! Wir werden uns in einem ganz neuen Lebensgefühl wiederfinden und dabei einen sehr viel besseren Umgang mit uns selbst und der Welt erleben.
Das Leben schenkt uns mit einem wunderbaren Geist die Chance auf erfüllte und glückliche Momente, aber wir müssen die Chance nutzen und uns dieses Leben mit Geduld und Willenskraft erarbeiten.
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