Frieden

Frieden wollen ja wahrscheinlich alle, oder?
Sicher sogar Rambo, der zufrieden ist, wenn er alle seine Widersacher bezwungen hat. Oder der Karrierist, der zufrieden ist, wenn er sich gegen alle anderen an die Spitze hoch gekämpft hat.

Leicht zu erkennen, dass es mit Bedingungen zu tun hat: „Erst wenn ich dies oder das erreicht habe, werde ich Frieden finden…“
Und wenn ich es erreicht habe, bleibt es dann für immer bei mir? Oder muss ich um den Erhalt kämpfen, mich sorgen und bangen? Fühlt sich nicht so friedlich an.

Bildquelle: Javardh, lizenzfreie Bilder auf Unsplash.com

Am Anfang ist da natürlich ein Wunsch, der erfüllt werden will und ein Bedürfnis, das befriedigt werden will. Und da sind Hindernisse, die überwunden werden müssen.

Sieht fast so aus, als ob Frieden nur durch Kampf entstehen kann und nur mit Zwang erhalten werden kann. Fühlt sich seltsam paradox an.

Könnte man z.B. den Buddha fragen, was Frieden ist und wie man ihn bewerkstelligen kann, dann würde er sagen, dass Frieden nur durch Wunschlosigkeit erreicht werden kann und dass Frieden ein Bewusstseinszustand ist, aber nicht eine Situation, die ich in der Welt vorfinden kann. Diese Frage wurde ihm sogar gestellt und er hatte sie genau so beantwortet.
Typisch weiser Erleuchteter. Nicht von dieser Welt, oder? Schließlich ist es doch vollkommen natürlich Wünsche zu haben und wo wären wir als Menschheit, wenn wir auf alle unsere Wünsche verzichtet hätten?

Was sind denn überhaupt Wünsche? Ist das die Idee, dass da etwas fehlt, was ich haben muss und auf der anderen Seite etwas ist, das weg muss? Wenn ich das Eine bekomme und und behalten kann und das Andere weg ist und weg bleibt, ist mein Wunsch erfüllt. Basta!
Niemand wird ernsthaft glauben, dass das so einfach ist. Der Alltag beweist, dass es nicht funktioniert.

Was aber dann? Wie komme ich nun zu dieser Wunschlosigkeit, die mir den Frieden verspricht?
Jeder wird wissen, dass Frieden mit einem selbst zu tun hat und nicht von äußeren Bedingungen abhängt und es könnte geradezu überflüssig sein, darüber zu schreiben. Warum aber kümmert man sich dann nicht darum, den Blick von den Bedingungen weg zu nehmen und sich sich auf diese Bewusstseinsebene zu begeben, auf der Frieden zu finden ist?

Ist nicht so populär an sich selbst zu arbeiten, schlechte Gewohnheiten vorzufinden, Hindernissen und Widerständen zu begegnen und in dieser Zeit auf kurzfristige Ablenkung zu verzichten.
Ja, es klingt sarkastisch und vielleicht kann man in meinen Formulierungen auch die Ironie dieser Welt finden.

Wer meine Blogs liest, wird wissen, dass die Meditationspraxis für mich einen enorm hohen Stellenwert hat. Wenn ich mich zur Meditation setze, habe ich den Wunsch, mich auf meine gewählte Methode konzentrieren zu können und dann Meditation erleben zu können. Beißt sich da nicht die Katze in den Schwanz? Meditation soll doch unter Anderem zum inneren Frieden führen und dann beginne ich mit einem Wunsch, der alles verhindert?
Wäre ich wunschlos und in innerem Frieden verwurzelt, müsste ich mich nicht zur Meditation setzen und üben. Ich bin entschlossen zu üben und meinen Geist mit der Erfahrung inneren Friedens bekannt zu machen. Das funktioniert nicht immer, aber eben doch öfter und in solchen Momenten bekommt das Wort Frieden eine ganz andere Bedeutung. Dieser Frieden hat kein Gegenteil mehr, wie der äußere Frieden, dessen Gegenteil der Konflikt ist oder gar der Krieg.
Das ist wohl so, weil die Erfahrung inneren Friedens nicht dualistisch und gedanklich ist. Darüber kann nicht diskutiert werden. Es ist eine Seinserfahrung, die nicht von Argumenten gestützt oder widerlegt werden kann. Erlebter Frieden ist innere Leere, die als innere Fülle erfahren wird. Er ist nicht dinglich und nicht körperlich. Er ist die innige Verbindung mit dem geistigen Herzen, in dem alles seinen Anfang nimmt, was später in der Welt zu finden sein wird.

Ja, im geistigen Herzen gibt es einen Wunsch. Es ist der sogenannte Herzenswunsch, der grundsätzlich mit reiner Liebe beschrieben werden kann. Der körperlich-materiellen Welt der Gegensätze und Gedanken, liegt dieser Wunsch als vollkommen formlose und tiefste Sehnsucht zugrunde und mein Verstand kann sich nicht anders helfen, als ihn mit Bedingungen zu verknüpfen. Daraus entsteht das Bestreben, sich diesen Wunsch mit den Dingen der Welt erfüllen zu wollen. Die Dinge sind veränderlich, flüchtig und letztendlich vergänglich. Das ist ihre natürliche Eigenschaft. Es ist also töricht, sein Herz daran zu hängen und seinen Herzenswunsch davon abhängig zu machen.

Es kann also nur darum gehen, diesen formlosen Herzenswunsch irgendwann zu erspüren und zu erleben. Ich kann ihn nicht erdenken oder herbei phantasieren oder ihn in Dinge hinein projizieren.

Es braucht Zeit, Mut, Durchhaltevermögen und Willenskraft, den Weg zum eigenen Herzen nach innen zu gehen. Mein Geist ist mir dabei behilflich. Wenn ich mich ihm anvertraue, wird er mich zur Erfahrung von Frieden führen. Es ist letztendlich seine wichtigste Aufgabe und meine letztendliche Bestimmung für mich als Mensch.

Selbstverständlich, nach der Meditation ist die Welt wieder diskursiv, mit Für und Wider, Krieg und Frieden. Was bleibt, ist die Erfahrung an einen Zustand, in dem keine Negativität möglich ist und was entsteht, ist das Loslassen von Argumenten, die draußen dem Frieden auf die Beine helfen sollen.
Da draußen ist nichts zu ändern. Gar nichts! Da draußen ist nur das Ergebnis meiner Gedanken zu finden.

Yeshi Papamojo
Author: Yeshi Papamojo



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Meditation ist seit mehr als 30 Jahren fester Bestandteil meines Lebens. Meine Ausbildung zum Meditationsleiter durfte ich bei einem erfahrenen buddhistischen Mönch absolvieren, um Menschen dabei helfen zu können, Zugang zu dieser wunderbaren Form der Geistesschulung zu bekommen. Auf diese Weise wurde für mich eine Leidenschaft zum Beruf.

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