In diesem Beitrag möchte ich mich in der Hauptsache zwei Fragen widmen:
Welche Bedingungen muss ich erfüllen, um den inneren Raum der Meditation betreten zu können?
Und welche Bedeutung hat Meditation für meinen eigenen, inneren Frieden und für den sogenannten äußeren Frieden in meiner Umgebung?
Bevor man mit Meditation beginnt, sollte man sich allerdings fragen, warum man überhaupt damit beginnen möchte?

Meditation ist eine Expedition nach innen! Dazu muss man bereit und entschlossen sein. Was wir auf dem weitgehend unbekannten Terrain unseres Innenlebens des Geistes finden, wird nicht immer angenehm sein, aber es ist letztendlich eine große Chance, mehr Glück, Zufriedenheit, Liebe und Gelassenheit in sich selbst zu entwickeln.
Wir lernen uns von Grund auf neu kennen und lernen, in den vielen Situationen unseres Lebens, unnötiges Leid zu vermindern oder gar ganz zu vermeiden.
Aber was ist Meditation überhaupt?
Meditation ist zunächst einmal ein Prozess bewusst herbei geführter körperlicher und vor allem geistiger Entspannung, gefolgt von Einsichten und Klarblick auf die Funktionsweise des Geistes.
Die erste zu erfüllende Bedingung:
Nur wenn ich entspannt bin, kann ich loslassen, mich hingeben, mich mir selbst öffnen.
Nur wenn ich entspannt bin, habe ich die Möglichkeit, die Dinge so zu sehen, wie sie wirklich sind. Meditation ist gekennzeichnet durch eine offene, akzeptierende, innere Haltung und eine klare Sicht auf das, was gerade in mir und um mich herum geschieht.
Wenn man sich diese Definition vor Augen führt, kann vor dem inneren Auge das Bild eines entspannt offenen und neugierigen Beobachters entstehen. Die Stille im Auge eines Orkans könnte dafür eine passende Metapher sein. Um die Erfahrung von Meditation zu verbildlichen, stelle ich mir auch gerne vor, auf einer Parkbank zu sitzen und meine Sinneseindrücke wahrzunehmen, ohne mich benennend und bewertend damit zu beschäftigen. Sie kommen und sie gehen ohne meine Interaktion. Ich ruhe in mir selbst.
Die entspannte Haltung sollte aber nicht mit Passivität verwechselt werden. Auch im Prozess der Meditation, nehme ich am Leben und an der Gestaltung meiner Umstände und der Umstände in meiner Umgebung teil. Der Unterschied zwischen meditativer Haltung und nicht meditativer Haltung besteht darin, dass ich im meditativen Prozess aus einer tieferen und klareren Geisteshaltung heraus agiere, ohne spontan und gewohnheitsmäßig ablehnend, anhaftend oder bewertend zu reagieren.
Wie kann ich nun in den Prozess der Meditation hinein finden?
Ich habe Entspannung und Loslassen erwähnt. Sie sind unbedingte Voraussetzungen auf dem Weg zur Meditation. Und ich habe erwähnt, dass meine entspannte Haltung keine Passivität ist.
Wenn ich Körper und Geist entspanne, werde ich dabei nicht schläfrig, sondern ich begebe mich in eine innere Haltung der Offenheit und Akzeptanz mir selbst gegenüber. Dabei lausche ich genau auf das, was geschieht. Das nennt man Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist die zweite zu erfüllende Bedingung.
Wir können nun sagen, dass der Entschluss mich zu entspannen und der Entschluss dabei achtsam zu bleiben, unbedingte Voraussetzungen sind, um Meditation überhaupt gelingen zu lassen.
Wer sich zur Meditation setzt und sich zur Entspannung von Körper und Geist entschließt und dabei seine Achtsamkeit nach innen wendet, wird unweigerlich feststellen, dass sein Geist nicht unbedingt dazu bereit ist einfach zu lauschen. Der Geist ist gewohnt beschäftigt zu sein.
Auf unserer inneren Bildfläche tauchen Gedanken auf, Gefühle und Emotionen und auch unser Körper meldet sich mit Empfindungen.
Es geschieht also sehr schnell, dass sich unser Geist in Gedanken verstrickt, sich mit aufkommenden Gefühlen und Emotionen beschäftigt und in Konflikt mit Körperempfindungen gerät. Wir finden uns auf der Ebene von Hindernissen wieder, die aus Ablehnung, Begehrlichkeit, manchmal Trägheit, ganz sicher aber aus Ablenkbarkeit und Unruhe und aus Zweifel bestehen. Die Hindernisse können in der Form von Langeweile auftauchen, oder mit der Idee, dass ich mir jetzt lieber woanders die Zeit vertreiben könnte. Es kann sein, dass mir verrückte Gedanken durch den Kopf gehen, die mich ablenken oder ich kann ins Grübeln darüber verfallen, ob das, was ich hier mache, überhaupt Sinn macht. Es sollte nicht wundern, denn diese 5 genannten Hindernisse haben alle Menschen. Sie sind uns angeboren.
Was kann ich tun, wenn ich nun schon einmal bereit bin, mich auf das Abenteuer der Meditation einzulassen, mir aber Hindernisse dabei begegnen? Die Bedingungen der Entspannung und der Achtsamkeit haben wir kennen gelernt.
Die dritte Bedingung ist die Verwendung einer Methode.
In der stillen Sitzmeditation, die im Buddhismus traditionell geübt wird, nutzt man die Methode der Atembetrachtung.Unser vegetatives Nervensystem sorgt dafür, dass ich meinem Ausatem und Einatem ganz entspannt und achtsam folgen kann, ohne dass ich darüber nachdenken muss.
Die Methode besteht in diesem Fall also darin, dem Prozess des Atems zu folgen und die Achtsamkeit auf den Atem als Anker, zu dem ich immer wieder zurückkehren kann, für meinen Geist zu verwenden. Wenn ich achtsam bin, kann ich die genannten Hindernisse erkennen, sobald sie auftauchen. Dafür sorgt meine Achtsamkeit.
Selbstverständlich gibt es noch eine sehr große Anzahl anderer Methoden. Letztlich kommt es aber nicht darauf an, welche Methode man wählt. Die Wahl der Methode richtet sich nach den persönlichen Vorlieben und Möglichkeiten. Ganz klar sollte allerdings verstanden werden, dass ohne eine Methode aus der Meditation nichts wird.

Die vierte Bedingung, die zu erfüllen ist, ist der Entschluss, mich nicht für das Aufkommen von Hindernissen zu tadeln, sie nicht zu bewerten oder zu verurteilen, sondern sie entspannt einfach kurz wahrzunehmen, sie für diesen Moment als existent zu akzeptieren und mich dazu zu entschließen, zu meiner Methode der Atembetrachtung zurückzukehren.
Die fünfte Bedingung ist Geduld. Ich muss Geduld für mich selbst aufbringen, denn mein Geist ist zwar lernfähig und auch willig, aber er muss mit Konsequenz und Geduld dazu gebracht werden, bei der Atembetrachtung zu bleiben und nicht mit den Hindernissen im Gepäck auf Wanderschaft zu gehen.Geduld aufzubringen, dürfte für viele Menschen die schwierigste zu erfüllende Bedingung sein. Viele Menschen sind zwar motiviert, Meditation zu erlernen, scheitern aber sehr bald, weil ihnen die nötige Geduld fehlt. Ich vergleiche das Üben der Meditation gerne mit einem Akrobaten, der den Balanceakt auf einem dünnen Seil übt. Wie oft wird er von Neuem anfangen müssen, bis die ersten Schritte gelingen? Es braucht geduldige Übung.
Wir haben also 5 Bedingungen zu erfüllen. Den Entschluss mich zu entspannen und loszulassen, die wache und entspannte Achtsamkeit, die Verwendung einer Methode, das gleichmütige Erkennen und Annehmen von Schwierigkeiten und das Aufbringen von Geduld.Ganz am Anfang steht, wie erwähnt, die selbstehrliche Prüfung, ob man bereit und entschlossen ist, eine Reise nach innen anzutreten.

Mit der zweiten Frage, die der Bedeutung von Meditation für inneren und äußeren Frieden gilt, kommen wir zum Zweck von Meditation.
Zunächst einmal muss man wissen, dass Meditation nur in zwei Richtungen gehen kann. Die eine der beiden Richtungen ist die Ruhe, in Pali auch Samatha genannt, also das Beruhigen meines Geistes, sodass er, wie beschrieben, nicht mit meinen Hindernissen im Gepäck auf Wanderschaft geht. Die andere Richtung ist Einsicht in mich selbst. Diese Einsicht bedeutet erlebtes und erspürtes Erkennen dessen, was in diesem Moment geschieht. Diese Richtung wird in Pali Vipassana genannt. Samatha, die Ruhe, ist ist das Mittel, um den Zweck der Einsicht in mich selbst, also Vipassana, zu erleben.
Vipassana ereignet sich in dem Moment, in dem ich aufkommende Hindernisse als solche klar erkenne und nicht verurteile. Die Ruhe erlaubt mir, nicht an den Hindernissen anzuhaften, sondern loszulassen und zu meiner Methode zurückzukehren.
Die genannten 5 Hindernisse befinden sich auf oberster Ebene unseres Bewusstseins. Im Alltag haben wir andauernd mit ihnen zu tun. Mit zunehmender Übung gelangen wir in tiefere Ebenen unseres Bewusstseins. Wir erleben die Tiefe unseres Geistes.Je tiefer wir gelangen, desto klarer und transparenter wird uns, dass unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen Geistesformationen sind, die uns unablässig von der reinen Natur unseres Geistes wegführen. Es sind Phänomene, die wir mit der Wirklichkeit verwechseln. Mit zunehmender Übung gelingt es uns also, aus dem Konflikt mit unseren Hindernissen auszusteigen und ihnen ihre Macht über uns zu nehmen. Wir erkennen uns selbst und die Dinge ohne Konflikt und erleben inneren Frieden.
Innerer Frieden ist der einzige Frieden, den es gibt. Er ist die Vorbedingung dafür, dass sich äußerer Frieden einstellen kann.