Verstehen

Es ist nicht einfach etwas zu verstehen, das mit Worten zu erklären versucht wird, das aber erst durch Erleben wirklich verstanden werden kann.

In der Praxis der Meditation, die man auch Geistesschulung nennt, geht es um klares Verstehen durch Erfahrung.
Mit Verstehen ist kein intellektuelles, erlerntes Wissen gemeint, sondern Verstehen bedeutet authentische Erfahrung.

Erfahrungen können nicht gelehrt werden. Lediglich können Hinweise gegeben werden, auf welchem Weg diese Erfahrungen im besten Fall gemacht werden können.
Diese Hinweise nennt man Methoden. Es sind Hilfestellungen, Krücken oder Wegweiser. Gehen muss ich selbst.

Zielsetzung bei der Verwendung einer Methode ist, sie irgendwann nicht mehr zu brauchen.
Verwende ich die Meditations-Methode der Atembetrachtung , dient sie mir als Einstieg und Hilfestellung, um meinen Geist zunächst einmal zur Ruhe zu bringen. Bis dahin übe ich nur die Methode. Ich muss verstehen, dass ich perfekt im Ausführen der Methode sein kann, aber nie wirklich Meditation erlebe, wenn ich an der Methode als Zentrum meines Gewahrseins festhalte.

Sobald die Aufgabe der Methode erfüllt ist und im Fall der Atembetrachtung mein Geist zur Ruhe gekommen ist, muss ich die Methode fallen lassen. Ich muss loslassen und gewissermaßen springen!

In dem Moment, in dem ich die Methode loslasse und ins Unbekannte springe, kann Meditation möglich werden.

Was ist unter einem Sprung zu verstehen?

Ein Sprung wird möglich, wenn ich bereit bin, mich dem Unbekannten hinzugeben. Er wird möglich, wenn ich bereit bin Bekanntes loszulassen und mich für Neues zu öffnen.
Mystiker nennen es einen Tod zu sterben. Damit ist nicht mein physischer Tod gemeint, sondern der Tod bekannter und gewohnter Sichtweisen.
Dieser Tod geschieht gleichzeitig mit einer Neugeburt.

Ebenso, wie ich mit meiner physischen Geburt in die duale Welt der Gegensätze geboren werde und beim physischen Tod in die nonduale Welt der Einheit zurückkehre, so erlebe ich in der Meditation die Transformation vom Dualen zum Nondualen.

Für den dualistischen Verstand ist das Unbekannte oft etwas Bedrohliches. Es fällt ihm sehr schwer sich dem Unbekannten zu öffnen, sich hinzugeben und die Kontrolle loszulassen.

Es ist notwendig wirklich bereit zu sein, vollkommen loszulassen und sich hinzugeben. Dann kann die Erfahrung der Meditation geschehen und ich beginne in der Meditation zu verstehen, was ich in Wirklichkeit bin.