Grundsätzlich ist Kontemplation von Meditation kaum zu unterscheiden. Beides ist eine geistige Hinwendung nach Innen. Unterschiede gibt es nur im Detail.
In der Meditation öffne ich meinen Geist nach innen, nehme die Geistesformationen wahr, wie Gedanken, Gefühle und Emotionen und lasse sie vorüberziehen ohne mich darin zu verstricken.
Im Laufe der Übung beruhigt sich mein Geist und die geistigen Formationen werden weniger, unscheinbarer und weniger konkret, bis sich eine „angrenzende Sammlung“ einstellt – wie Buddhisten den Zustand nennen, bei dem Gedanken nur schemenhafte und kaum wahrnehmbare Besucher im Hintergrund meines Geistes sind.
Von hier aus sinkt mein Geist in Sphären, in denen zunehmend Klarheit, Intuition und inneres Wissen wahrnehmbar werden. Am Ende steht eine wohltuende Leere, die gleichzeitig als absolute Fülle wahrgenommen wird.
In der Kontemplation gelange ich ebenfalls zu Klarheit, Intuition und Wissen. Im Unterschied zur Meditation binde ich den Prozess der Hinwendung nach Innen aber an ein Thema, in das ich mich hinein versenken möchte.
Ich betrachte das Thema und lasse Gedanken, Gefühle und Emotionen dazu auftauchen und verfolge den Prozess wie ein Zuschauer, der einem Film folgt. Auf diese Weise kann ich meine persönliche Position zum Thema erkennen, so wie die Bedeutung und den Wahrheitsgehalt des Themas.
Kontemplation bedeutet nicht Nachdenken. Es ist kein aktiver, kein argumentativer Prozess. Es ist zunächst eher eine Art Brainstorming.
Im Ablauf der Übung beruhigen sich die vordergründigen Gedanken, Gefühle und Emotionen und mein Geist wird das Thema intuitiv erfassen und Zugriff auf die Weisheit erhalten, die abseits meines persönlichen Wissens in Verbindung mit universellem Wissen steht.